Kooperation von CDU und AfD – Neurechter Schriftsteller wird vom Radebeuler Stadtrat gewählt
Am 20. Mai hat der Radebeuler Stadtrat den SchriftstellerJörg Bernig mit den Stimmen von CDU und AfD zum neuen Kulturamtsleiter der Stadt gewählt. Teilnehmer der Stadtratssitzung berichteten, dass Bernig vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Reusch vorgeschlagen wurde. Auch wenn der Radebeuler Oberbürgermeister Bert Wendsche nach einer fünftägigen Hängepartie sein Veto gegen die Wahl eingelegt hat, war die Wahl Gegenstand bundesweiter Debatten.
Grund für die Kritik sind vor allem die öffentlichen Statements von Bernig in den letzten Jahren. So schreibt er für das als neoreaktionär geltende „Tumult“-Magazin und die von Götz Kubitschek angeleitete Zeitschrift „Sezession“. Er ist als Vordenker der neurechten Bewegung einzuordnen und kritisierte in der Vergangenheit vor allem die Migrationspolitik der Bundesregierung.
Die Wahl Bernigs löste vor allem in der Radebeuler Kulturszene Entsetzen
aus. In einem offenen Brief hieß es, dass Bernig im Gegensatz zu allem steht,
was die „die Radebeuler Kulturlandschaft seit Jahrzehnten prägt und einzigartig
macht“.
Der stellvertretende Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende Martin Dulig sah
in der Wahl von Jörg Bernig „einen Bärendienst“ für Radebeul, ganz Sachsen und
die demokratische Kultur. Der Schulterschluss von CDU und AfD sei kein Zufall,
sondern gezielt von der Werteunion gesteuert. Martin Dulig, zu dessen
Landtagswahlkreis auch Radebeul gehört, nannte den Prozess einen
ungeheuerlichen Vorgang und Bernig „den Falschen an der Stelle“.
Nach dem Widerspruch des Oberbürgermeisters wird der Radebeuler Stadtrat nun in einer Sondersitzung erneut über die Personalie beraten. Dort wird dann neben Bernig auch erneut seine Mitbewerberin aus Annaberg-Buchholz zur Wahl stehen (Stand Redaktionsschluss Anfang Juni).