„Die Spannung zwischen Identität und Veränderung ist ein zentrales europäisches Thema. Ich bin überzeugt, dass Chemnitz eine starke, faszinierende Kulturhauptstadt sein kann“, so Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. „Und deshalb haben wir den Mut und das Selbstbewusstsein, die Idee, Kulturhauptstadt werden zu wollen, nun auf die Tagesordnung zu setzen. Chemnitz steht in Vielem exemplarisch für die Gegenwart und Zukunft Europas.

Unsere Stadt hat in der Vergangenheit Brüche erlebt, tiefgreifende Veränderungen, aber wir haben sie gemeistert. Das prägt uns und macht Chemnitz zu dem, was es heute ist. Wir haben keine Angst vor Neuem, sondern sind, manchmal zwangsläufig, Experimentierfeld. Und gerade jetzt geht es um Identität, Zugehörigkeit und Umgang mit Veränderung. Das haben wir vielfach und sogar sprichwörtlich mit unserem Stadtnamen erlebt. Veränderung gehört so sehr  zum Lebensnerv von Chemnitz wie in keiner anderen deutschen Stadt. Und wir freuen uns darauf, entdeckt zu werden und zu überraschen.“

Chemnitz war Industriemetropole, wurde nach der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs sozialistische Musterstadt. Nach der Wiedervereinigung musste sich die Stadt neu finden. Wirtschaftlicher und kultureller Fortschritt gehörten dabei immer zusammen. Und immer ringt die Stadt auch um ihre Identität. Darum, wie man sich selbst sieht, ob und wie man wahrgenommen wird, wer man sein möchte, was hier schön ist. Chemnitz – Karl-Marx-Stadt – Chemnitz: Die Frage nach der eigenen Identität beschäftigt die Menschen. Nicht nur hier, sondern vielerorts.

Wer Kulturhauptstadt werden möchte, muss mehr bieten als eine Reihe von Veranstaltungen oder klassisch-schöner Architektur: Es geht darum, die Besonderheiten und Stärken der Stadt zu zeigen und daraus ein Programm zu entwickeln, das die europäische Idee fördert, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger stärkt und Treiber für die breite Kultur und eine nachhaltige Stadtentwicklung ist. Kulturhauptstädte finden Antworten auf Fragen und Probleme, die sich heute und morgen für viele europäische Städte stellen.

„Kultur ist viel mehr als Kunst. Sport gehört zum Beispiel dazu, Körperkultur, Essen, Mode, Kleingärten, Wissenschaft, Technik, Popkultur und noch so viel mehr“, meint Intendant Dr. Christoph Dittrich. „Kultur, das sind die Rituale unseres Alltags, die wir an unsere Kinder weitergeben. Wenn es uns gelingt, aus all diesen Bereichen die Experten in unserer Stadt zu finden, mit ihnen gemeinsam an der Bewerbung zu arbeiten, dann haben wir eine wunderbare Schnittmenge aus allem, was uns ausmacht. Und wir haben zusammen eine Geschichte zu erzählen, die für Besucher aus ganz Europa spannend ist.“

Zusammen die Geschichte der eigenen Stadt zu erzählen – dieses Thema steht auch 2018 zum Stadtjubiläum an. Ganz bewusst soll die Vorbereitung des 875. Stadtgeburtstags daher schon ein Kapitel dieser Geschichte werden.

„Kulturhauptstadt wird man nur gemeinsam“, sagt Ferenc Csák, der 2010 die erfolgreiche Kulturhauptstadt-Bewerbung in Ungarn verantwortete. „Derzeit ist der absolut richtige Zeitpunkt, ein solches Vorhaben zu starten. Wichtig ist, eine Idee zu entwickeln, die das Besondere unserer Stadt als Teil Europas zeigt. Das Programm im Kulturhauptstadtjahr soll europaweit Anziehungskraft entfalten, Menschen neugierig machen auf Chemnitz und zugleich dem Zusammenwirken von Kultur, Bildung und Stadtentwicklung eine neue Qualität verleihen. Entscheidend ist, dass die Ideen nachhaltige Wirkung entfalten. Mindestens genauso wichtig wie das Veranstaltungsprogramm ist der gemeinsame Bewerbungsprozess und das, was nach 2025 bleibt.“

In bisherigen Kulturhauptstädten Europas waren das zum Beispiel die Entwicklung brach liegender Areale, umgenutzte Infrastruktur, neue Kulturformate und -kooperationen, steigende Gäste- und Übernachtungszahlen, gewachsene Bekanntheit, ein verändertes Image, eine buntere und belebtere Stadt.

Kulturhauptstadt 2025 – wie funktioniert die Bewerbung?

Die Europäische Kulturhauptstadt 2025 wird 2021 nach einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren vom Rat der Europäischen Union ernannt – zwei Städte Europas tragen pro Jahr diesen Titel. Im Jahr 2025 stellen Deutschland und Slowenien die Europäische Kulturhauptstadt. Die offizielle Bewerbungsphase für die Städte in Deutschland beginnt Ende 2018, die finale Entscheidung wird 2021 getroffen. Die Europäische Union begleitet den gesamten Auswahlprozess. In Deutschland trugen zuletzt Weimar (1999) und Essen/Ruhr (2010) den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“.

SPD in Chemnitz steht hinter der Idee

„Die Fraktion hat den Vorschlag sehr positiv aufgenommen. Beim Blick auf frühere Kulturhauptstädte hat sich gezeigt, welche Chancen dieser Titel und bereits die Bewerbung bietet, “ begrüßt Detlef Müller, Bundestagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion Chemnitz den Vorstoß.

Und auch die SPD-Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig hebt  die Besonderheiten, die für die Stadt sprechen, nochmals hervor: „Chemnitz hat mit seiner Geschichte und seiner ganz eigenen Mischung von Spitzen- und Basiskultur die Voraussetzungen dafür, Kulturhauptstadt Europas zu sein. Europäische Themen wie Identität, Veränderung, Demographie oder Image stehen auf der Tagesordnung für die Stadtentwicklung der nächsten 15 Jahre in Chemnitz. Die Bewerbung als Kulturhauptstadt ist ein Arbeitsprogramm, dass uns hilft, diesen Prozess zu fokussieren und anzutreiben.“