SPD-Stadträte Katharina Schenk und Christopher Zenker sammeln über 2.600 Euro für soziale Projekte in Leipzig

Maximal drei Grad, kühler Wind, die Lichterkette hat eindeutig Schaden genommen und flackert matt. Vor einigen Stunden hat der Sturm unser Verkaufszelt und das unserer Standnachbarn zerlegt. Unsere Nachbarn haben nicht lange gezögert, ein Feuerwehrzelt organisiert und uns sturmsicher aufgenommen. Sie verkaufen schwäbische Maultaschen, wir Weihnachtskugeln auf dem Weihnachtsmarkt am Connewitzer Kreuz. Gemeinsam mit meinem Stadtratskollegen Christopher Zenker habe ich zum zweiten Mal in der Weihnachtszeit eine Spendenaktion durchgeführt. Rote Weihnachtskugeln, die wir mit dem Slogan „Refugees-Welcome“ bedrucken ließen, wechselten für je 5 Euro den Besitzer. Das Geld geht an verschiedene soziale Projekte in Leipzig.

„Ihr sammelt Spenden mit dem Verkauf von Benefiz-Weihnachtskugeln für Menschen, denen Weihnachten nichts bedeutet. Das ist absoluter Irrsinn!“ „Für Geflüchtete wird gesammelt, aber für Obdachlose oder arme Kinder interessiert ihr euch nicht.“ – so – in aller Regel weitaus weniger sachlich und gespickt mit einer guten Portion Beschimpfungen reagierten viele Menschen im Netz auf diese Spendenaktion. Der digitale Kommunikationsstrudel nahm täglich Fahrt auf. Er stand in krassem Gegensatz zu dem, was wir an den Verkaufsorten erlebten. Im virtuellen Leben konnte man den Eindruck gewinnen, niemand unterstütze die Aktion. Kurz vor Weihnachten zählten wir in der echten Welt allerdings nur noch wenige Kugeln – über 2.600 Euro waren schon zusammen gekommen. Die Frauenkultur, die Sachspendenzentrale, die Suchthilfe und ein Nachbarschaftsprojekt erhielten Geld. Der Mob im Netz zog weiter. Eine Frage blieb: Woher kommt der Hass?

Journalisten, Politiker, Du und ich – viele suchen darauf eine Antwort. Einig sollten sich alle sein, dass es keinerlei Rechtfertigung für Menschenhass geben kann. Geflüchteten zu helfen, heißt nicht, jeden Fluchtgrund nachvollziehen zu können, bedeutet nicht, jeden der zu uns kommt für einen Engel zu halten oder andere Ungerechtigkeiten zu übersehen. Hilfe für Geflüchtete heißt die Arme zu öffnen, weil wir es können. Es heißt auch endlich politisch(er) zu werden. Wer von denen, die es jetzt einfordern hat sich vor der sogenannten Flüchtlingskrise für Obdachlose engagiert? Auch bestehende Missstände sollten uns nicht verleiten, Menschengruppen gegeneinander auszuspielen. Sie sollten uns Ansporn sein.

Vor zwei Jahren haben wir das erste Mal mit dieser Aktion Spenden gesammelt. Seit dem hat sich die Stimmung gedreht. Wir sind noch erfolgreich. Wir müssen widerstehen, damit es so bleibt.

Autorin Katharina Schenk, SPD-Stadträtin aus Leipzig